mz: Allstedter Uran-Wasser für Säuglinge nicht geeignet

Mitteldeutsche Zeitung
Mansfeld-Südharz
VON HELGA KOCH, 09.02.12, 18:27h, aktualisiert 09.02.12, 20:42h

Allstedter Uran-Wasser für Säuglinge nicht geeignet
Der Wasserqualität-Grenzwert wird auch in Emseloh und Winkel überschritten.

ALLSTEDT/MZ. Rund 20 Familien im Raum Allstedt haben jetzt Post vom Trinkwasserzweckverband (TZV) Südharz erhalten - ausschließlich Familien mit Kindern bis zu einem Jahr. Sie dürfen ab sofort kein Leitungswasser mehr für die Nahrung der Säuglinge verwenden. Grund: Das Wasser aus den Brunnen in Allstedt, Emseloh und Winkel enthält zu viel Uran - im Durchschnitt etwa zwölf bis 13 Mikrogramm je Liter. Damit wird der gesetzliche Grenzwert von zehn Mikrogramm je Liter, der seit 1. November gilt, deutlich überschritten.
"Wir haben alle Familien angeschrieben und den Sachverhalt dargelegt", sagt Heike Müller, stellvertretende Geschäftsführerin des TZV. Denn das Gesundheitsamt des Landkreises Mansfeld-Südharz hat angeordnet, dass der Zweckverband für Säuglinge bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres Ersatzwasser zur Verfügung stellen muss. Das wiederum müsse für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet sein. Es habe einige Gespräche mit Eltern gegeben, sagt Müller, die seien sehr sachlich verlaufen. Die gesundheitsschädigende Wirkung des Urans beruht nach Ansicht von Experten weniger auf seinen radioaktiven, sondern vor allem auf seinen toxischen Eigenschaften. Das Schwermetall kann langfristig die Nieren schädigen, vor allem bei Kleinkindern.

Betroffen sind aber nicht nur Familien, sondern auch die Allstedter Kindertagesstätte "Rotkäppchen". Dort werden zurzeit drei Mädchen und Jungen unter einem Jahr betreut, sagt Leiterin Christel Kamprath. Die Beschaffung des "Ersatzwassers" werde bereits ganz unkompliziert geregelt. "Wir lassen uns das Mineralwasser für die ganz Kleinen von einem Getränkehändler gleich mit anliefern, der uns sowieso Milch, Säfte und Mineralwasser bringt. Die Rechnung geht dann an den TZV."

Während das Brunnenwasser für die Jüngsten also ab sofort tabu ist, wird aber der "Rest" der Bevölkerung nach wie vor mit dem uranhaltigen Wasser versorgt. Das Gesundheitsamt hat für die Trinkwasserversorgungsanlagen Allstedt, Emseloh und Winkel eine so genannte Duldungsverfügung erlassen. Demnach darf der Uran-Grenzwert noch bis zum 5. Oktober 2014 überschritten werden - jedoch nur bis maximal 20 Mikrogramm je Liter. Darüber habe der Verband im Allstedter Mitteilungsblatt sowie auf seiner Internetseite informiert, sagt Müller. "Wir haben auch die Ärzte angeschrieben."

Freilich ist es nicht neu, dass das Brunnenwasser im Altkreis Sangerhausen mit Uran belastet ist. Schon Ende 2006 wurde das anhand von freiwilligen Messreihen festgestellt. Knapp zwei Jahre später wurden die Ergebnisse öffentlich bekannt, der Verband sah sich einem zunehmenden Druck aus der Bevölkerung ausgesetzt. Allerdings gab es damals noch keinen gesetzlichen Grenzwert. Der wurde erst mit der neuen Trinkwasserverordnung zum 1. November 2011 wirkam.

Seit die Gefahr aus den Brunnen bekannt ist, hat der TZV Südharz zwei Brunnen gänzlich außer Betrieb genommen und mehrere Brunnen mit Uranfiltern nachgerüstet. Winkel soll künftig mit Fernwasser aus der Rappbode versorgt werden. Die Leitung befindet sich bereits im Bau. "Die Anbindung erfolgt noch in diesem Halbjahr", sagt Müller. Auch die Stadt Allstedt soll künftig Fernwasser aus dem Harz erhalten. Der Anschluss ist im kommenden Jahr vorgesehen. Emseloh soll ab dem zweiten Halbjahr 2012 Quellwasser aus Blankenheim erhalten.

Quelle: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1327924536103