ärtzeblatt: Wissenschaftler rufen EU zum Handeln auf
Deutsches Ärzteblatt| 10.06.2013 | Chemische Substanzen
Mindestens 800 chemische Substanzen aus dem Alltag gehören zu den sogenannten endokrinen Disruptoren. Sie greifen in das Hormonsystem ein und können schwere Stoffwechselstörungen verursachen. Meist befinden sich diese Stoffe in Kunststoffverpackungen, Kosmetika, Pestiziden, elektrischen Geräten oder auch in der Nahrung, vor allem Fertignahrung.
89 internationale Wissenschafter aus dem Bereich Public Health, des öffentlichen Gesundheitswesens, haben nun in einer Deklaration an die Europäische Union ihre Forderungen zum Umgang mit endokrinen Disruptoren formuliert. In der Berlaymont Declaration vom 24. Mai bemängeln sie, dass für eine ganze Reihe solcher verdächtiger chemischer Substanzen keine Testmethoden zur Verfügung stünden. Besonders besorgniserregend sei in den aktuellen Regularien die Einschätzung, dass niedrige Belastungsmengen mit diesen Stoffen ungefährlich seien. Es bestehe kein Schwellenwert, unter der die Substanzen ungefährlich seien: Ihre schädigende Wirkung addiere sich über längere Zeiträume.
Weltweit nehmen Stoffwechsel- und Schilddrüsenerkrankungen zu, was nicht allein auf den Lebensstil oder Genetik zurückgeführt werden kann. Chemische Substanzen können eine Mitursache sein.