svz: Luftkampf gegen den Schädling
SVZ | von Mayk Pohle | 20. Mai 2014
LUDWIGSLUST Kurz nach 9 Uhr war es gestern soweit: Kein Regen, kaum Wind und auch keine Nachricht von den Schweriner Gerichten. Und so konnte der Landkreis Ludwigslust-Parchim in Gestalt der Fachdienstleiterin Dr. Ute Greitens Grünes Licht für die beiden startbereiten Hubschrauber geben. Die groß angelegte Sprühaktion gegen den Eichenprozessionsspinner begann. Das klappte zunächst aber nur im Ludwigsluster Bereich relativ reibungslos. Nahe Boizenburg, bei Neu Gülze war ein zweiter Stützpunkt eingerichtet worden, zwang der Regen frühzeitig zum Abbruch. Der zweite Helikopter wurde daher in die Nähe von Heidhof verlegt und startete von dort aus zu seinen Einsätzen. Insofern musste der ursprüngliche Plan schon wieder geändert werden. An der Dimension der Aufgabe ändert das nichts.
Nach derzeitigem Stand geht es um 1500 Hektar, die im gesamten Kreis abgeflogen und besprüht werden sollen. Mit den zwei Helikoptern, die von Ludwigslust bzw. Neu Gülze aus starten, soll das bei gutem Wetter vermutlich bis Donnerstag oder vielleicht Freitag abgeschlossen sein. Das ist zumindest der Plan. Und es sind 900 Hektar weniger als im Vorjahr. Damit sinken auch die Kosten, die allein für die Befliegung bei mehr als 500 000 Euro liegen werden.
Die Sprühaktion gegen den Schädling ist keine alleinige Aktion des Landkreises. Vielmehr kommen die eigentlichen Aufträge von den zuständigen Ordnungsämtern der Gemeinden und Städte. Der Landkreis führt meist nur aus, da einzelne Kommunen mit dieser Aufgabe überfordert wären. Der Landkreis nutzt natürlich die Möglichkeit, auch entlang von Kreisstraßen zu sprühen. Die Kosten werden zwischen den Auftraggebern geteilt.
Pro Flug können die wendigen Maschinen mit dem Namen „Eichhörnchen“ 650 Liter Sprühflüssigkeit mitnehmen. Die unter dem Rumpf montierte Sprühanlage hat eine effektive Reichweite von 30 Metern und sorgt durch die Verwirbelungen per Rotor und an den Seiten für eine gute Ausbreitung des Mittels. Gesprüht wird das in der Öffentlichkeit schon oft diskutierte „Foray S“, ein Biozid, das bereits nach 15 Minuten antrocknet und dann seine Wirkung entfalten kann. Daher werden auch die entsprechenden Straßen vor der Besprühung gesperrt. Danach sollte man die betroffenen Flächen zwölf Stunden möglichst nicht betreten. Tierhalter sollen in diesen Tagen rechtzeitig informiert werden, auch die Imker seien gewarnt worden.
Heftige Kritik an der gestern gestarteten Sprühaktion kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland. Der sieht in der Anwendung von Bioziden gegen den Eichenprozessionsspinner Gefahren für Anwohner, Passanten und Natur. Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag kritisiert außerdem: "Der Helikoptereinsatz erfolgt so spät, dass die Raupen das dritte und vierte Larvenstadium erreicht haben können. Durch den Luftwirbel des Helikoptereinsatzes werden die Brennhaare verteilt."
Mit der Sprühaktion aus der Luft ist der Einsatz gegen den Schädling keineswegs beendet, da in Ortschaften nicht aus der Luft gesprüht wird. Wer also Bedarf innerhalb einer Ortschaft hat, muss das mit dem zuständigen Ordnungsamt klären. Als Koordinierungsstelle hilft hier auch der Landkreis weiter. Dazu ist die Kreisverwaltung zu den Dienstzeiten unter der Service-Nummer 03874-6242399 zu erreichen. Informationen gibt es auch über die Behördennummer 115, die bereits rege genutzt wurde.
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Quelle: Ausgabe vom 20.05.2014