svz: Bienenstudie als Geheimsache?

SVZ | von Rüdiger Rump | 15. Mai 2014

Großflächiges Monitoring auf Feldern rund um Sternberg soll Auswirkungen von Beizmitteln bei der Rapsaussaat untersuchen

Sternberg Sind Besorgnis und Misstrauen begründet? Imker aus der Region haben zumindest ein ungutes Gefühl. Seit gut fünf Wochen läuft in der Umgebung von Sternberg eine großflächige Studie zum Monitoring von Honigbienen. Auftraggeber für die vor Ort beteiligten 25 Wissenschaftler, technischen Mitarbeiter und Studenten ist das zum Chemie-Riesen Bayer gehörende Unternehmen Bayer CropScience. Die Imker der Region wurden vorab informiert, die Öffentlichkeit nicht. Das hat ihr Unbehagen verstärkt und die Frage aufgeworfen, ob die Bienenstudie als Geheimsache gilt.

Auf zwei nebeneinander liegenden Arealen mit einer Gesamtfläche von 130 Quadratkilometern wurden 96 Bienen- und 108 Hummelvölker platziert sowie 18 000 Kokons von Mauerbienen ausgelegt. Felder von neun Landwirten sind in die Studie einbezogen. Es gibt jeweils sechs Standorte im und am Raps sowie 400 Meter entfernt, in jedem Fall abseits von Konkurrenzkulturen, wie etwa Obstplantagen. Die einheimischen Imker wurden eindringlich ersucht, ihre Völker von den Versuchsflächen fernzuhalten.

Auf einem der beiden Areale haben die Landwirte bei der Rapsbestellung im Spätsommer mit Clothianidin gebeiztes Saatgut verwendet, auf dem anderen nicht, sondern nach dem Auflaufen ein anderes Insektizid gegen Schädlinge gespritzt. Doch bei dem Beizmittel scheiden sich die Geister, kommt es zum Konflikt. Das räumt auch Dr. Fred Heimbach von der tier3 solutions GmbH in Leverkusen ein. Der Biologe und Ökologe ist Gesamtkoordinator des Projektes. Das Insektizid gehört zur Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide, deren Zulassung in Saatgutbeiz-
mitteln einer EU-Anordnung zufolge seit dem 1. Dezember 2013 für zwei Jahre ruht. Die deutschen Imkerverbände begrüßen das "Verbot der Neonicotinoide", heißt es in einer Stellungnahme von Willfried Klammer, Vorsitzender des Imkervereins Sternberg und Umgebung.

Die Studien rund um Sternberg, die bis nächste Woche, dem Ende der Rapsblüte, dauern, sollen Klarheit über Auswirkungen des Beizmittels auf die Bienen bringen. Bei der wöchentlichen Bonitur wird Wabe für Wabe herausgeholt, der Bienenbesatz geschätzt und danach die Größe des Volkes ermittelt, ebenso die Menge des Honigs. Eine Waage für jeweils zwei Völker nimmt automatisch stündlich deren Gewicht. Begleitet wird diese Datenerfassung von Klimamessungen. Es sei neu, so der Projektkoordinator, mit den Untersuchungen "hinein in die Landschaft zu gehen", dorthin, wo die Kulturen "ganz normal" angebaut werden.

Ronny Markwardt, Landwirt aus Zölkow, sieht die Untersuchungen "positiv". Bestimmte Beizmittel würden helfen, dass Pflanzen gesund durch den Winter kommen und Einbußen durch Schädlinge verhindert werden. Wenn sie sich negativ auf Bienen auswirken, dürften sie aber nicht eingesetzt werden. "Wir arbeiten doch nicht gegen die Imker", so Markwardt.

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Quelle: Ausgabe vom 15.05.2014